Lehrte (red). Gemeinsam jubeln, gemeinsam feiern – 2006 war die Welt zu Gast bei Freunden. Doch was ist davon in Deutschland zehn Jahre nach der Fußball-Weltmeisterschaft geblieben? Ein Land im Freudentaumel. An die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland wurden neben sportlichen auch zahlreiche gesellschaftliche Erwartungen geknüpft. Vier Wochen lang wurde zusammen gefeiert und gejubelt. Dabei spielten Herkunft, Aussehen oder Religion keine Rolle. Ist es so unmöglich, Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen, eine Chance zu geben, sich in einem völlig fremden Land gut einzuleben. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Stadt Lehrte. Neben der Aktion „Lehrte Hilft“ vom DRK, dem SV Yurdumspor Lehrte e.V. und dem Mandela-Team Lehrte gehört auch der Taekwondo-Verein TDC Mu-Do-Kwan Lehrte e.V. dazu. Als einer der wenigen Sportvereine und als erster Taekwondoverein in Lehrte überhaupt setzt sich der Mu-Do-Kwan intensiv für ein Gelingen der Integration ein. Seit einem halben Jahr trainieren Flüchtlinge und langjährige Mitglieder des Vereins zusammen. Eine extra Gruppe gibt es weder für Flüchtlinge noch für Frauen. Und das aus einem ganz bestimmten Grund: „Integration durch Sport gelingt am besten durch das gemeinsame Training und den Austausch miteinander. Wir haben bewusst auf getrennte Gruppen verzichtet“, so Vorstandsmitglied und Trainer Jan Hinzmann.

Zudem bietet das gemeinsame Training gleichzeitig Deutschunterricht. Immer freitags trainieren alle Erwachsenen und Jugendlichen ab 11 Jahren in der Sporthalle Lehrte-Süd zusammen. Angefangen hat das Integrationstraining mit einem Besuch bei der Aktion „Lehrte Hilft“ vom DRK Ortsverband. Im „Montagscafé“ treffen sich Flüchtlinge und Mitarbeiter des DRK, um gemeinsam zu lernen und sich auszutauschen. Seit Anfang November trainierten Flüchtlinge und Taekwondoka zusammen. Zwei der neuen Mitglieder, Nasir Balkhy (2. Dan) und Hedayatullah Bashiri (1.Dan), unterstützen inzwischen den Mu-Do-Kwan auch als Co-Trainer. In ihrer Heimat Afghanistan haben beide bereits jahrelang Taekwondo trainiert. Dass das gemeinsame Training Früchte trägt, zeigt auch die Teilnahme einiger neuer Mitglieder an der nächsten Kup-Prüfung des Vereins Ende Mai. Neben den bisherigen Mitgliedern des Mu-Do-Kwan werden dann auch erstmals Flüchtlinge ihre Prüfung zum weiß-gelben Gurt ablegen. Durch sein Engagement für Flüchtlinge und seinen Einsatz für Weltoffenheit nimmt der Mu-Do-Kwan auch als Gastreferent beim Integrationsforum des Regionssportbunds teil.

Unter dem Motto „Kampfsport verbindet – Mit Taekwondo in ein neues Leben“ nimmt der Mu-Do-Kwan zudem an der Aktion „Sterne des Sports“ teil. Das Beispiel des TDC Mu-Do-Kwan Lehrte e.V. zeigt, dass die Integration von Flüchtlingen nicht nur gelingen kann, sondern auch Spaß macht. Der Austausch untereinander lässt alle Mitglieder, alte wie neue, Neues lernen, fördert Toleranz und setzt ein Zeichen für Weltoffenheit. Gemeinsam und zusammen – und die Welt ist wieder zu Gast bei Freunden.