Meine Schwester Erika ist schon eine besondere Persönlichkeit. Immer elegant, schick und mit hocherhobenem Haupt. So würde sie nie mit einer Plastiktüte durch ihre Heimatstadt Hannover gehen. Das ist absolut unter ihrer Würde. Eventuelle würde sie noch einmal mit einem „eleganten“ Baumwollbeutel etwas nach Hause tragen, aber auch das ist für sie schon unter ihrer Ehre. Und selbst als ich ihr hier bei mir auf dem Land mal eine Plastiktüte mit Äpfeln aus unserem Garten in die Hand drücken wollte, war sie schon am Stöhnen. Obwohl sie ja nur aus der Haustür raus und bis zum Auto gehen musste. „Was sollen denn die Leute von mir denken?“ Ich beruhigte sie: “Du hier auf dem Dorf kennt Dich keiner und von der Haustür bis zum Auto sieht Dich noch nicht einmal jemand.“ Also so penibel ist Erika.
Aber höre und staune, da erzählt sie mir doch neulich, dass sie sich in der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade, früher Passerelle genant, einen Korbstuhl für ihren Balkon gekauft hat. Es war der letzte und sie musste ihn selber nach Hause schleppen, da Restposten und auch noch herabgesetzt, das Geschäft ihn nicht anliefern wollte. Da hat sie sich doch tatsächlich in diesem Laden eine Schubkarre geliehen, den Sessel obendrauf und damit ist sie dann durch die Passerelle nach Hause marschiert. Ich konnte es nicht fassen, als sie mir das erzählte, denn was ist daran noch elegant und schick? Aber da hat wohl der Wille nach dem Schnäppchen gesiegt. Uli